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19.05.2023

Erneuerbare Energien: Standortvorteil für Wirtschaft und Bürger:innen

Betroffene zu Beteiligten machen, mit vertrauensvoller und transparenter Kommunikation mögliche Widerstände gegen die Nutzung von Windkraftanlagen verhindern, mit lokaler Wertschöpfung erwartbare Nachteile der grünen Energie-Nutzung kompensieren – das waren einige der Empfehlungen, die bei der Gemeinschaftsveranstaltung von Westfalen e.V. und dem Kreis Olpe unter dem Titel „Westfalen-Lippe ist Energieland – Standortvorteil erneuerbare Energien” erörtert wurden.

Bürgerwindparks statt Investoren

„Wir werden definitiv Bürgerwindparks verwirklichen“, versicherte Theo Melcher, Landrat des Kreises Olpe und Mitveranstalter des hybriden Informationstreffens mit über 100 Interessierten. Damit unterstrich er die Bedeutung des bereits in Südwestfalen initiierten Projektes, bei dem Flächeneigentümer auf Augenhöhe in die Umgestaltung der Energieversorgung eingebunden werden. Die noch zu verabschiedenden Regionalpläne seien zwar für den weiteren Ausbau der Energieerzeugung maßgebend, aber: „Vor Ort muss entschieden werden, wer die Anlagen bauen darf. Die Verhinderung von Windkraftanlagen ist nicht der richtige Ansatz.“

Wie Melcher betonte auch Westfalen-e.V.-Vorsitzender Manfred Müller, dass die sinnvolle Nutzung erneuerbarer Energien in Westfalen die Basis für eine gute regionale Entwicklung sei. „Die intelligente Nutzung von überschüssigem grünem Strom für die Produktion“ sei ein Standortvorteil in Westfalen, der zudem für eine gesicherte Energieversorgung sorge. „Wir müssen uns für die Zukunft wappnen“, meinte Müller auch vor dem Hintergrund der Folgen des Angriffskrieges Putins auf die Ukraine.

Vorteile überwiegen, Gewinn bleibt vor Ort

„Wir müssen viel stärker in erneuerbare Energien investieren“, ergänzte Melcher, denn davon werde künftig der Wohlstand abhängig sein. „Die Bürgerinnen und Bürger müssen Nachteile in Kauf nehmen“, aber die Vorteile überwögen – zumal dann, wenn das Geld lokal und regional genutzt werde. „Nehmen wir die Herausforderung an“, unterstrich der Landrat die Vorteile.

Den aktuellen, vielfach noch nicht endgültig geklärten Planungsstand für die Nutzung von Windkraftanlagen zeigte Bettina Krusat, Hauptdezernentin für Regionalentwicklung in der Bezirksregierung Arnsberg, auf: Die Kommunen könnten keine neuen Windkraftkonzentrationsflächen ausweisen, stattdessen gäben die Regionalpläne die künftige Verteilung vor.

Bis Ende 2025 sollten 2,13 Prozent der Flächen in den Regierungsbezirken Arnsberg, Detmold und Münster für die Windkrafterzeugung genutzt werden, wobei die Kommunen eine ergänzende „Positivplanung“ umsetzen könnten. Grundlage der Veränderungen sei das seit Februar geltende „Wind-an-Land-Gesetz“, das zwei Prozent der Fläche für Windkraftanlagen vorsehe.

Vorbild Gemeinde Saerbeck 

Möglichkeiten und Chancen für Öffentlichkeitsarbeit sowie die Beteiligung und Teilhabe der Bevölkerung zeigte Guido Wallraven, ehemaliger Klimamanager von Saerbeck und jetzt Vertreter von „Stadt-Land-Fluss“ (Büro für Städtebau und Umweltplanung in Bonn), auf. Im münsterländischen 7500-Einwohner-Ort Saerbeck sei bereits vor 15 Jahre die Energiewende eingeleitet und von vornherein unter den Aspekten „Bildung, konkrete Projekte und lokale Wertschöpfung“ umgesetzt worden.

Offener Austausch

Der direkte und offene Austausch unter allen Beteiligten sowie die finanzielle Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger habe dazu geführt, dass es keine Kritik an der Nutzung regenerativer Energien gegeben habe. Über Marktniveau gezahlte Renditen sowie eine gepflegte Vertrauenskultur hätten zur hohen Akzeptanz des Wandels im Energiebereich geführt. Entscheidend sei es nun, die Netzentgeltstruktur zu verbessern, um tatsächlich eine Beschleunigung der Energiewende zu erreichen.

„Die gesamte Besatzung muss den Tanker auf neuen Kurs bringen“, forderte Dr. Thorsten Tabke, Leiter des Regionalzentrums Arnsberg der Westnetz GmbH, ein gemeinsames Vorgehen aller Akteure für das Gelingen der Energiewende. Aktuell gebe es bei der Energieweiterleitung einen Übergang von Groß-Energieanlagen zu Schwarm-Lösungen, so dass die regionale Netzverfügbarkeit größere Bedeutung habe.

von links: Guido Wallraven, Büro »Stadt-Land-Fluss«, Theo Melcher, Landrat des Kreises Olpe, Bettina Krusat; Hauptdezernentin im Dezernat 21 Regionalentwicklung der Bezirksregierung Arnsberg, Walter Müller, Vorsitzender Westfalen e.V., und Dr. Thorsten Ta © Kreis Olpe
von links: Guido Wallraven, Büro »Stadt-Land-Fluss«, Theo Melcher, Landrat des Kreises Olpe, Bettina Krusat; Hauptdezernentin im Dezernat 21 Regionalentwicklung der Bezirksregierung Arnsberg, Walter Müller, Vorsitzender Westfalen e.V., und Dr. Thorsten Ta © Kreis Olpe

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