Aufgaben des Krisenstabes
Kreisdirektor Theo Melcher informiert
Krisenstäbe werden immer dann einberufen, wenn bei Katastrohen, Großschadensereignissen oder sonstigen großen Herausforderungen Abwehr- und Schutzmaßnahmen eingeleitet und abgestimmt werden müssen. In der aktuellen Situation hat das Gremium die Aufgabe, alle mit der Epidemie in Zusammenhang stehenden Verwaltungsmaßnahmen zu veranlassen und zu koordinieren, Abläufe zu verbessern sowie Fragen und Unterstützungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit der Ausbreitung der Viruserkrankung zu klären. Kreisdirektor Theo Melcher ist Leiter des Corona-Krisenstabes und informiert hier über dessen Arbeit.
Wie ist der Krisenstab zusammengesetzt?
Im Krisenstab finden sich Vertreter aus den unterschiedlichen Bereichen der Verwaltung, die vor allem mit Personal, Öffentlichkeitsarbeit, Kinderbetreuung, Pflege, und vor allem Rettungsdienst und Gesundheit zu tun haben. Auch die Polizei und Vertreter der Bundeswehr gehören dazu. Ständig dabei sind Herr Dr. Junker von der Kassenärztlichen Vereinigung, Herr Tillmann vom Deutschen Roten Kreuz und unser Kreisbrandmeister, Herr Lütticke. Regelmäßig hinzu kommen Herr Becker vom Caritasverband Kreis Olpe sowie die Herren Schmitz, Hospitalgesellschaft Olpe, Dr. Seifarth und Dr. Kemmerling von der Helios Klinik in Attendorn.
Was sind die wichtigsten Aufgaben?
Der Krisenstab koordiniert die gesamten Aufgaben, die in der aktuellen Lage von den unterschiedlichen Stellen wahrzunehmen sind. Besonders wichtig sind sicherlich die drei folgenden:
1. Die Testung der Personen, die uns als voraussichtlich mit dem Coronavirus infiziert von den Hausärzten gemeldet werden, die Kontaktpersonen von Infizierten zu ermitteln und notwendige Quarantäneanordnungen auszusprechen.
Das hört sich einfach an, ist jedoch mit einem immensen Aufwand verbunden. Hier standen wir insgesamt vor großen Herausforderungen. So galt es z.B. entsprechende Datenbanken aufzubauen und bislang „fachfremdes“ Personal aus allen Bereichen der Verwaltung in neue Aufgaben einzuweisen. Mehr als 80 Personen aus allen Verwaltungsbereichen sind in die Arbeit des Gesundheitsdienstes nun einbezogen. Da sind wir jetzt gut aufgestellt. Es stellt kein Problem dar, eine relativ große Zahl an Abstrichen vorzunehmen. Allein in den beiden vom Deutschen Roten Kreuz betriebenen Abstrichzentren in Olpe und Altenhundem können wir insgesamt 120 Abstriche täglich vornehmen. Hinzu kommen mobile Abstriche z.B. in großer Zahl bei Verdachtsfällen speziellen Einrichtungen, insbesondere Pflegeheimen. Wir mussten allerdings auch akzeptieren, dass Laborkapazitäten längst nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung standen und stehen, was sich insbesondere an der Dauer zwischen Testung und Eingang des Ergebnisses widerspiegelt.
2. Die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung mit der Zielsetzung, dass alle Erkrankten eine entsprechende Behandlung erfahren.
Darum dreht sich alles! Das ist es, warum Testungen stattfinden, warum die Verbote und die Gebote zur sozialen Distanz erlassen wurden. Nach allen bisherigen Erkenntnissen ist die Achillesferse die begrenzte Kapazität unseres Gesundheitssystems für Schwererkrankte. Die Virologen gehen davon, dass die Dynamik der Ausbreitung des Virus dazu führen kann, dass in kurzer Zeit insbesondere viele Ältere und Vorerkrankte einer stationären Behandlung bedürfen. Nicht nur das! Es muss davon ausgegangen werden, dass viele davon auch intensivmedizinisch versorgt und auch beatmet werden müssen. Um dem Virus die Dynamik zu nehmen, sind die massiven Einschränkungen unseres sozialen Miteinanders erfolgt. Wenn sich das Virus langsamer verbreitet, dauert es zwar länger, bis wir alle das Virus in uns haben (die Virologen sprechen von einer Immunität dann, wenn ca. 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung betroffen waren). Damit schaffen wir Zeiträume, die eine Behandlung schwer Erkrankter besser ermöglicht. Die Testungen zeigen, in welcher Dynamik sich das Virus verbreitet und lassen so erkennen, welche Zeiträume wir uns mit den Verbotsmaßnahmen geschaffen haben. So hat sich die Anzahl mit dem Virus Betroffener zu Beginn alle 2 Tage verdoppelt, jetzt sind wir in NRW bereits bei 10 bis 11 Tagen.
Nun, zur Sicherstellung der Behandlung ist auch hier einiges geschehen. Das Krankenhaus in Olpe ist COVID-19 Zentrum. Das heißt, es hat sich auf die intensivmedizinische Behandlung konzentriert und die entsprechenden Kapazitäten im Rahmen der Möglichkeiten ausgebaut. Andere Patienten können dank der guten Zusammenarbeit zwischen Hospitalgesellschaft und Helios nach Attendorn verlegt werden, wenn nötig. Kritisch sehen wir, dass es nach wie vor nicht gelingt, die notwendigen Geräte und Schutzmaterialien zu bekommen. Wir können nur hoffen, dass es Bund und Land gelingt, Beatmungsgeräte, Schutzmasken und andere Ausrüstung zu besorgen und zur Verfügung zu stellen. Hier vor Ort tun wir alles, was möglich ist. So haben z.B. der Rettungsdienst des Kreises Olpe und das Deutsche Rote Kreuz alle nur irgendwie verfügbar zu machenden Gerätschaften dem Olper Krankenhaus zur Verfügung gestellt.
3. Die Öffentlichkeitsarbeit.
Hieran hat es Kritik gegeben, was die Aufbereitung der Zahlen anbelangt. Dieser Kritik haben wir uns gestellt. Mittlerweile sind wir aktueller und differenzierter bezüglich der Darstellung der Fallzahlen. Ich verweise hier gern noch einmal auf unsere Homepage, die immer aktualisiert wird. Dass dies auch Sicht der „Kritiker“ lange gedauert hat, ist dem Umstand geschuldet, dass es vor allem zunächst darum gehen musste, die Situation um Abstriche und Gesundheitsversorgung zu organisieren. Dies hatte einfach Priorität, auch wenn dafür nicht alle Verständnis aufbrachten.
Täglich, auch an Wochenenden arbeiten viele daran, das Bedürfnis nach Information auch entsprechend zu befriedigen. Insbesondere das Bürgertelefon wird dabei reichlich frequentiert. Mehr als 3.000 Anrufe wurden schon bearbeitet. Hier darf ich auf die jüngste spezielle Berichterstattung zum Bürgertelefon verweisen. Zum Schluss danke ich allen! In den Krankenhäusern, den Pflegeeinrichtungen, in der Verwaltung wie in den Hilfsorganisationen und allen anderen, die anpacken, um die Situation so gut wie irgend möglich zu gestalten, für das außerordentliche Engagement.