Wegweisendes Projekt für den Bevölkerungsschutz:
Trink- und Löschwasserversorgung für mehr als 100.000 Bürgerinnen und Bürger selbst bei flächendeckendem Stromausfall gesichert
Presseinfo Nr. 159/2024
Mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung haben die Kreiswerke Olpe, der Ruhrverband, die Lister- und Lennekraftwerke sowie die Bigge-Energie eine exorbitant wichtige Maßnahme für den Bevölkerungsschutz im Kreis Olpe umgesetzt. Das Biggekraftwerk unterhalb des Hauptdamms der Biggetalsperre ist dahingehend ertüchtigt worden, dass es selbst bei einem flächendeckenden und womöglich länger andauernden Stromausfall die Trink- und Löschwasserversorgung für mehr als 100.000 Bürgerinnen und Bürger sicherstellt. Auch die Abwasserentsorgung ist dank dieses wegweisenden Projekts in einer Strommangellage gesichert.
"Leuchtturmprojekt"
Im Biggekraftwerk in Attendorn stellten am 09. Dezember 2024 der Landrat des Kreises Olpe, Theo Melcher, der Vorstandsvorsitzende des Ruhrverbands, Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, der Geschäftsbereichsleiter Technischer Betrieb des Ruhrverbands und zugleich Geschäftsführer der Lister- und Lennekraftwerke GmbH (LLK), Peter Klein, der Geschäftsführer der Bigge-Energie GmbH & Co. KG, Ingo Ehrhardt, der Betriebsleiter der Kreiswerke Olpe, Benedikt Hilchenbach, sowie der Betriebsleiter und Projektverantwortliche der LLK GmbH, Antonius Deimel, das „Leuchtturmprojekt“ der Öffentlichkeit vor.
Kraftwerk produziert jährlich etwa 23 Mio. kWh blauen Naturstrom
Das Biggekraftwerk in Attendorn steht im Eigentum der LLK GmbH (100-prozentiges Tochterunternehmen des Ruhrverbands) und wird von der Bigge-Energie als Pächter zur Stromproduktion betrieben. Jährlich produziert das Kraftwerk im Mittel ca. 23 Mio. kWh (Kilowattstunden) blauen Naturstrom für ihre Kunden in der Region.
"Schwarzstartfähig"
Für die Krisenstabsarbeit des Kreises Olpe fanden bereits 2022 Abstimmungsgespräche zwischen der Bigge-Energie als regionalem Stromnetzbetreiber und Energieunternehmen, der LLK als Eigentümer des Kraftwerkes, des Ruhrverbandes als überregionalem Abwasserentsorger sowie den Kreiswerken Olpe als regionalem Trinkwasserproduzenten statt. Hierbei wurde festgestellt, dass das Biggekraftwerk „schwarzstartfähig“ ertüchtigt werden kann und so im Zuge eines sogenannten Inselbetriebes - also ohne Stromnetz und Notstromaggregat - Naturstrom aus Wasserkraft produzieren kann.
Umbau der Kraftwerk-Steuerung ist erfolgt
Der hierfür notwendige Umbau der Kraftwerk-Steuerung ist nun erfolgt und seit Oktober 2024 ist das System betriebsbereit. Mit Wasserkraft kann im Bedarfsfall (Blackout) jeder der drei 5,5-MW-Generatoren angefahren werden und so die benötigten 2,0 Megawatt (MW) ökologischen Notstrom produzieren, ohne dass dafür ein Notstromaggregat mit Benzin oder Diesel betrieben werden müsste.
Energie auch bei langanhaltendem Stromausfall
Mit diesen 2 Megawatt Strom können selbst im Falle eines flächendeckenden und gar langanhaltenden Stromausfalls sowohl die Pumpwerkskette des Ruhrverbandes zur Abwasserentsorgung als auch die für die Sicherstellung der Trinkwasser- und Löschwasserversorgung essentiellen Betriebspunkte der Kreiswerke mit der notwendigen Energie versorgt werden. Hierbei handelt es sich um das Wasserwerk Erbscheid zur Trinkwasseraufbereitung, das Pumpwerk Listerturm zur Rohwassergewinnung aus der Listertalsperre und den Hauptbehälter Imberg in Olpe als zentraler Verteilungspunkt. Ohne die Nutzung von fossilen Brennstoffen wird also mittels Wasserkraft die Versorgung von mehr als 100.000 Menschen mit Trink- und Löschwasser gewährleistet.
Aus ökologischer Sicht ebenfalls ein "Leuchtturmprojekt"
Ohne die nun erfolgte Ertüchtigung des Biggekraftwerks und die Stromversorgung der elementaren Betriebspunkte sowohl des Ruhrverbandes als auch der Kreiswerke müssten bis zu zehn Notstromaggregate mit teilweise bis zu 500 kVA (Kilovoltampere) Leistung angeschafft werden. Im Falle eines erforderlichen Einsatzes wäre die Treibstoffversorgung der Aggregate mit enormen logistischen Aufwand verbunden. Aus ökologischer Sicht und aufgrund der deutlich höheren Effizienz des Bevölkerungsschutzes ist die Stromversorgung mit blauem Naturstrom durch das Biggekraftwerk ein wegweisendes „Leuchtturmprojekt“.
Kosten von etwa 460.000 Euro
Die Ertüchtigung des Biggekraftwerks hat ca. 460.000 Euro gekostet. Die Bezirksregierung Arnsberg hat dafür gesorgt, dass 50 Prozent dieser Kosten über das Wassersicherstellungsgesetz des Bundes finanziert werden konnten. Die restlichen Kosten tragen die Kreiswerke Olpe und der Ruhrverband anteilig.